Marco aus Uelzen ist wieder frei. Die Umstände, die dazu geführt haben, sind immer noch unbekannt. Welche Rolle spielte der Unternehmer Öger? Welchen Einfluss hat die Einbeziehung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte? Tut es Not, dass sich ein 17-Jähriger vor laufenden Kameras eines Privatsenders kurz nach seiner Freilassung, wo ihm mit Sicherheit andere Dinge durch den Kopf gehen, offenbart?
Für mich ist es unstrittig, dass es Gründe geben muss, die die türkische Justiz dazu veranlasst haben, Marco so lange in Haft zu lassen. Ob diese nun der Vorwurf der Vergewaltigung, der auch im türkischen Recht (und das ist gut so) schwer wiegt, oder das Fehlen von Prozessunterlagen sind. Dass die Türkei kein sauberer Rechtsstaat nach westlichem Vorbild ist, sei auch unbestritten. Dennoch finde ich, ist es zumindest zu hinterfragen, ob es immer soooo sinnvoll ist, wenn sich die Politik, namentlich der Reiseunternehmer und Abgeordnete im EU-Parlament Öger in solche Fälle einschalten. Der Anschein und Anspruch einer Politik der "strategischen Partnerschaft" mit der Partei bekommt hier eine neue Bedeutung. Populismus? Der Eindruck lässt sich nicht ganz verwischen.
Am gestrigen Abend wurde bekannt, dass der Kölner Sender RTL sich die Exklusivrechte an der "Vermarktung" des "Falles Marco" gesichert hat. Wie schon die Exklusivausstrahlung des Entführungsopfers Natasche Kampusch setzt der Sender hier meiner Meinung nach auf eine bedenkliche Praxis. Der Informationsdrang der Öffentlichkeit hat auch Grenzen und meiner Meinung nach beginnt diese dort, wo ich in das Privatleben meiner Nebenleute blicken kann. Es muss auch für Marco schwer sein, seine Gedanken in Worte zu fassen, geschweige denn über diese vor laufenden Kameras zu reden. Er wird sicherlich andere Gedanken gehabt haben, als Markus Lanz und dessen Fragen.
Ich hoffe für Ihn, dass dies ein einmaliger Prozess war und er im Kreise seiner Familie ein besinnliches Weihnachtsfest feiern kann.
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